Auch wenn wir im ersten Teil unserer Geschichte mit der Hochebene von Omalos und der Samaria-Schlucht bereits über zwei echte Highlights berichteten, steht die zweite Hälfte dem in nichts nach. Wir besuchen zum Beispiel die nicht weniger spektakuläre Aradena-Schlucht, wo das gleichnamige Dorf ein trauriges Schicksal erlitt, wandern noch einmal hoch in die Lefka Ori auf dem Weg zum höchsten Berg Kretas und lassen die Reise bei einer Besichtigung der malerischen Altstadt von Rethymno ausklingen. Viel Spaß beim Lesen!
Der Samaria Trail - Etappe 4:
Gastfreundschaft und türkisblaues Wasser
Nach den Strapazen der letzten beiden Tage fühlten wir uns wie im Paradies, als wir den Tag mit einem Frühstück direkt am Meer begannen. Ein kurzer Sprung in das erfrischende Wasser sorgte für den nötigen Schwung, bevor wir uns auf den Weg druch das verschlafene Dort Richtung Osten machten.
Der Pfad führte aus Agia Roumeli heraus, immer entlang der Küste, oft nur wenige Meter oberhalb des Meeres. Der strahlend blaue Himmel und das türkisfarbene Wasser boten uns eine Bilderbuchkulisse, für die wir immer wieder bewundernd anhielten. Schatten spendeten uns glücklicherweise die zahlreichen Kiefern – eine willkommene Abwechslung in der kretischen Sonne.
Schon nach etwa einem Drittel des Weges stießen wir überraschend auf eine kleine Taverne, die wir auf der Karte übersehen hatten. Da heute ein gemütlicher Tag war, konnten wir nicht widerstehen, dort einzukehren. Während wir uns niederließen, näherte sich ein kleines Boot, das sowohl Übernachtungsgäste als auch Proviant anlieferte. Ohne zu zögern sprang Bernd ein, half beim Ausladen der Waren und wurde prompt mit einem kühlen Bier belohnt. Die herzliche Atmosphäre dieses Ortes wird uns lange in Erinnerung bleiben.
Mitten durchs Hotel
Gut gestärkt besichtigten wir noch kurz die uralte Kapelle Agios Pavlos unweit der Taverne und setzten anschließend die Wanderung fort, wieder entlang des Küstenpfads. Der nächste Abschnitt bot traumhafte Aussichten auf das offene Meer, doch die Vegetation nahm ab, und die Hitze machte sich bemerkbar. Unter einem der wenigen Bäume legten wir eine dringend nötige Pause ein – Käse, Orangen und griechisches Gebäck bildeten dabei unser einfaches, aber köstliches Menü.
Die Aussicht auf eine Abkühlung am Marmara-Strand motivierte uns, die letzten Kilometer dieser Etappe in Angriff zu nehmen. Die kleine Bucht war so malerisch wie die dortige Rast erholsam. Angekommen an der Taverna Dialeskari gönnten wir uns einen kleinen Snack und ein kühles Bier, bevor wir uns ins kristallklare Wasser stürzten – eine wohlverdiente Belohnung für die zurückgelegten Kilometer.
Nach dieser erfrischenden Pause nahmen wir die letzten fünf Kilometer nach Loutro in Angriff. Ein kurzer, aber knackiger Anstieg brachte uns ins Schwitzen, bevor der Pfad hinabführte – teils mit kleineren Kletterpartien, die den Weg noch einmal spannend machten. In Likos, einem kleinen Dorf, führte der E4 unmittelbar durch ein Hotel hindurch. Dahinter erklärte eine gemütliche Ziegenherde das Gebiet zu ihrem Terrain und wir wanderten mitten hindurch.
Loutro - Mehr Schein als Sein?
Schließlich erreichten wir Kap Mouri und konnten die Überreste venezianischer und türkischer Befestigungen bewundern, bevor wir oberhalb von Loutro ankamen. Die idyllische Aussicht auf das Dorf war ein wenig trügerisch. Obwohl es malerisch in einer geschützten Bucht liegt, wirkte der Ort durch die heutzutage fast ausschließlich touristische Nutzung der Häuser weniger authentisch, als wir es uns erhofft hatten.
Unsere Unterkunft, das Hotel Madares, wurde für die nächsten zwei Nächte unser Zuhause. Nach einer belebenden Dusche genossen wir ein Abendessen im hoteleigenen Restaurant: frischer Fisch, leckerer Wein und ein Tisch direkt am Meer sorgten für einen gelungenen Tagesausklang. Auf der Dachterrasse, von der aus wir die stille Bucht überblickten, ließen wir diesen entspannten Wandertag gemütlich Revue passieren.
Der Samaria Trail - Etappe 5:
Anopoli und spektakuläre Aradena-Schlucht
Während die ersten Sonnenstrahlen des Tages die Bucht in rotgoldenes Licht tauchten, frühstückten wir erneut unmittelbar am Meer. Gut gestärkt nahmen wir den steilen Aufstieg nach Anopoli in Angriff. Ein restaurierter Kalderimi führte uns in Serpentinen hinauf. Beim Aufstieg konnten wir bereits einen Blick auf den Weg des Folgetags werfen. Nach knapp 700 Höhenmetern erreichten wir schließlich die Kapelle Agia Ekaterini und blickten über die weite Hochebene von Anopoli.
Der Ort selbst wirkte mit seiner stillen Atmosphäre wie aus einer anderen Zeit. Besonders beeindruckend war der Kontrast zwischen dem Dorf mit seinen Feldern und der mächtigen Bergkulisse der Lefka Ori im Hintergrund. Nach einem kurzen Dorfrundgang und einem Snack in der Taverna Platanos im Zentrum passierten wir zahlreiche verlassene Häuser am Ortsrand, die langsam von der Natur zurückerobert wurden.
Weiter ging es über die „kretischen Highlands“, bis plötzlich vor uns die Aradena-Schlucht auftauchte. Die Sonne setzte sich immer mehr durch, und der Anblick der 1986 errichteten Stahlträgerbrücke, die über die Engstelle der Schlucht führt, ließ uns innehalten. Mit ihren klappernden Holzplanken und der beeindruckenden Höhe ist sie nichts für schwache Nerven.
Kletterspaß zwischen Oleander und knorrigen Bäumen
Das Dorf Aradena, am westlichen Ende der Brücke gelegen, erzählte eine traurige Geschichte: Entvölkert nach einer großen Vendetta in den 1950er-Jahren, steht es heute verlassen da. Nur die byzantinische Kirche Archangelos Michael wird noch gepflegt, während die restlichen Gebäude langsam zerfallen.
Vom Dorf aus begann unser Abstieg. Ein befestigter Kalderimi führte uns hinunter in die Schlucht mit ihren oft über 130 Meter hohen Wänden. Ein beeindruckender Anblick. Bald passierten wir die Brücke. Die Köpfe immer weiter verdrehend wanderten wir weiter durch das ausgetrocknete Flussbett, das von Oleanderbüschen und knorrigen Bäumen gesäumt war.
Die eigentliche Überraschung des Tages wartete jedoch weiter unten: Kletterpassagen, die nur mit Leitern und Seilen zu bewältigen waren. Diese Stellen gaben unserer Tour ein echtes Abenteuergefühl und bereiteten uns enorm viel Spaß – genau unser Ding! Es gibt auch eine Alternativroute, um die Schlucht ohne Kletterei zu durchqueren, doch wir genossen die Herausforderung.
Unerwarteter Schauer auf alternativem Rückweg
Nach etwa drei Stunden gelangten wir an den Ausgang der Schlucht, der direkt am Marmara-Strand liegt. Dort gönnten wir uns abermals eine Stärkung in der Taverne vom Vortag und kühlten uns danach im kristallklaren Meer ab. Der Rückweg nach Loutro war uns vom Vortag bereits bekannt, doch wanderten wir diesmal über den vorderen Teil des Kaps. Ein unerwarteter Regenschauer zwang uns jedoch zur Eile.
Zurück im Ort ließen wir den Abend mit einem gemütlichen Essen im Außenbereich der Taverna Stratis ausklingen – der perfekte Abschluss eines abwechslungsreichen und spektakulären Tags. Nach der eher entspannten Etappe des Vortags war diese Rundtour mit ihren gut 19 Kilometern und knapp 900 Höhenmetern Auf- und Abstieg wieder deutlich anspruchsvoller. Wer es lieber gemütlicher angehen möchte, kann in Loutro natürlich auch einen Pausentag einlegen, verpasst im Gegenzug aber eine wirklich eindrucksvolle Schlucht.
Der Samaria Trail - Etappe 6:
Gemütlicher Abschluss entlang der Küste
Der letzte Tag unseres bei ASI gebuchten Reiseprogramms begann erneut mit einem gemütlichen Frühstück in Loutro. Die schwüle, wolkige Witterung war zwar nicht ideal, doch waren wir angesichts der schattenlosen Strecke entlang der Küste schon ein wenig dankbar für die fehlende Sonne.
Der Wanderweg führte uns moderat bergauf und bergab immer parallel zum Meer. Bei jedem Blick zurück war Loutro kleiner geworden. Davon abgesehen war der Weg gemütlich, aber auch relativ monoton. Lediglich eine kleine, verschlossene Kapelle auf einer Anhöhe bot eine kurze Abwechslung.
Schon bald erreichten wir den Paralia Glyka Nera, auch bekannt als „Sweet Water Beach“, da an mehreren Stellen Süßwasser aus dem Sand sickert. Wir hatten hingegen nur Augen für die auf einem Felsen errichtete Taverne, die über einen Steg erreicht werden kann. Leider war sie noch geschlossen – entweder waren wir zu früh dran, oder es war schlicht noch außerhalb der Saison. Ohne Sonne wirkte der Strand nur halb so einladend, weshalb wir uns nicht lange aufhielten.
Ein wenig Bonuskraxelei gefällig?
Weiter ging es auf einem spannenden Küstenpfad, der stellenweise Schwindelfreiheit erforderte. Im ersten Abschnitt waren wir froh über den geringen Seegang. Bei größeren Wellen holt man sich hier sicherlich leicht nasse Füße. Der Pfad führte uns moderat bergauf entlang der Steilküste und endete schließlich an einer Kurve der Straße, die nach Chora Sfakion führt.
Um die Asphaltstraße zu vermeiden, schlugen wir einen kleinen Umweg ein, der uns zunächst in die Ilingas-Schlucht führte. Statt sofort in östlicher Richtung weiter zu gehen, folgten wir spontan eine Weile einem alten Pfad in Richtung Westen, der vermutlich zurück nach Anopoli führte. Die wilde, unberührte Natur in dieser Schlucht beeindruckte uns und es gab ein paar schöne Kletterpassagen. Nach kurzer Rast am oberen Ende des schmalen Bereichs kehrten wir zum Ausgangspunkt zurück und setzten unseren Weg auf einem befestigten Maultierpfad in entgegengesetzter Richtung oberhalb der Straße fort.
Nach und nach kam Chora Sfakion in Sicht: ein kleiner Küstenort mit einem Hafen, umgeben von abfallenden Hängen der Ausläufer der Lefka Ori. Den Abstieg in die hinabführende Schlucht hätten wir beinahe übersehen und irrten ein kleines Stück querfeldein auf der Suche nach dem uralten Pfad. Auf dem Weg hinab passierten wir alte Ruinen, sowie eine offenbar noch intakte Kapelle, und trafen am Ende der Schlucht wieder auf die Straße.
Die Welt ist klein auf Kreta
Was aus der Ferne noch recht malerisch anmutete, entpuppte sich aus der Nähe als eher zweckmäßig. Das Zentrum mit Tavernen, Hotels und kleinen Geschäften liegt direkt am Hafen, während die übrigen Ortsteile sich auf die umliegenden Hänge verteilen. Das klingt jetzt alles negativer, als es gemeint ist, doch hatte Paleochora für unseren Geschmack die Messlatte an Gemütlichkeit und Authentizität einfach enorm hoch gelegt.
Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort erreichten wir unsere Unterkunft, die Mesohori Studios, etwas oberhalb gelegen. Hier wurden wir herzlich vom Besitzer Giorgos empfangen. Auch der finale Gepäcktransport hatte wieder reibungslos geklappt, und wir bezogen unser Zimmer mit einer wunderbaren Aussicht auf die Berge. Wir gönnten uns einen kleinen Snack in Giorgos’ hauseigener Taverne. Die authentischen, kretischen Speisen wählten wir dabei direkt beim Gastgeber in der Küche aus, was das Gefühl von Ursprünglichkeit noch verstärkte.
Anschließend nahmen wir den Mietwagen bei Sfakia Tours in Empfang - lustigerweise war der Betreiber Giorgios Bruder - und besorgten Verpflegung für den nächsten Tag. Am Abend landeten wir erneut bei Giorgios, der die ein oder andere Runde Raki aufs Haus spendierte. Ein wenig machte sich Wehmut breit, denn das offizielle Programm war mit der heutigen Tour vorüber. Aber wir freuten uns bereits auf die kommenden drei Tage, die wir auf eigene Faust gestalten würden und gingen satt und ordentlich angeheitert ins Bett.
Die Imbros-Schlucht hin und zurück

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage war durchwachsen, daher entschieden wir uns, die geplante Wanderung durch die Imbros-Schlucht früh zu starten. Nach einem zeitigen Frühstück fuhren wir ins nahe gelegene Dorf Komitades, wo die Schlucht beginnt. Kaum angekommen, wurden wir von einem freundlichen Tavernenbesitzer begrüßt, der uns eine kleine Parkgebühr abknöpfte, wofür wir aber mit ein paar frischen griechischen Orangen entschädigt wurden. Guter Deal.
Um diese Uhrzeit lag das Dorf noch im Halbschlaf und auch am Kassenhäuschen am Eingang der Schlucht war niemand zu sehen. Es gab aber auch keinerlei Absperrung. Würde schon so passen, dachten wir uns. Die Imbros-Schlucht ist nach der Samaria-Schlucht eine der bekanntesten auf Kreta und besticht durch ihre natürliche Schönheit und die relativ leichte Begehbarkeit. Sie erstreckt sich über acht Kilometer und überwindet dabei einen Höhenunterschied von etwa 650 Metern. Früher war sie die wichtigste Verbindung zwischen der Nord- und Südküste Kretas, bevor Straßen gebaut wurden.
Wunderschöne Natur zum Abschied
Unser Aufstieg führte uns durch das trockene Flussbett vorbei an bizarr marmorierten Felswänden und durch beeindruckende Engstellen. An der schmalsten Stelle ist die Schlucht nur etwa zwei Meter breit – ein faszinierender Anblick! Die Flora veränderte sich spürbar auf unserem Weg nach oben: Im trockeneren unteren Bereich dominierten kretische Zypressen mit ihrer runden Wuchsform, während weiter oben eine dichtere Vegetation die Landschaft prägte.
Nur wenige andere Wanderer waren unterwegs, sodass wir die Ruhe und die beeindruckende Natur in vollen Zügen genießen konnten. Ein Highlight war die Begegnung mit einem Schäfer, der seine Herde abwärts trieb – ein authentischer Moment, der uns an die Ursprünglichkeit dieser Region erinnerte.
Am oberen Ende der Schlucht wunderte sich das Kassenpersonal über unsere fehlenden Tickets. Als wir pragmatisch vereinbarten, beim Abstieg ein Ticket zu lösen, war schnell alles aufgeklärt. Wir schlenderten durch den Ort Imbros auf der Suche nach einem Platz für die Mittagspause. Die ersten Lokale wirkten uns aber zu touristisch. Erst die Taverne Drosia erschien uns authentischer und wir ließen uns für ein leckeres Mittagessen im Außenbereich nieder.
Abkühlung im noch frischen Mittelmeer
Nach der Rast mit typisch kretischen Köstlichkeiten machten wir uns wieder auf den Rückweg. Auf dem Abstieg brach immer häufiger die Sonne durch die Wolkendecke und wir genossen die Landschaft aus dieser neuen Perspektive. Obwohl inzwischen mehr Wanderer unterwegs waren, blieb es ruhig und angenehm – sicher ein Vorteil, außerhalb der Hauptsaison unterwegs gewesen zu sein.
Zurück am Ausgangspunkt gönnten wir uns eine kleine Verschnaufpause, bevor wir uns auf die Rückfahrt machten. Die Kirsche auf diesem Stück Sahnetorte von einem Tag war eine Abkühlung im Meer am kleinen Strand Vrissi. Die geschützte Bucht mit feinem Sand und klarem Wasser war der perfekte Ort zum Entspannen nach der heutigen Wanderung.

Einen kurzen Einkaufsbummel im Dorf später – wir wollten für den nächsten Tag gut vorbereitet sein – machten wir uns frisch und freuten uns auf das Abendessen in der Taverne Nikos am Meer. Leckerer Fisch und köstlicher Wein waren ein würdiger Abschluss für diesen abwechslungsreichen Tag. Mit Vorfreude auf die große Tour am kommenden Tag gingen wir zeitig zu Bett - bestens erholt und voller schöner Eindrücke.

Ein letzter Ausflug in die Lefka Ori
Im Dunkeln brachen wir für unsere letzte Tour nach Agios Ioannis auf. Unser heutiges Ziel: der Pachnes - mit 2.454 Metern der höchste Berg Kretas. Schon die Fahrt war ein Erlebnis: zahlreiche Ziegen, Schafe und sogar ein Dachs kreuzten unseren Weg. Bei Tagesanbruch machten wir uns im rund 800 Metern hoch gelegenen Bergdorf Agios Ioannis auf den Weg.
Die erste Etappe führte stetig bergauf durch eine mit Kiefern gesäumte Schotterrinne. Bereits hier beeindruckte uns der Blick zurück aufs Dorf und das tiefblaue Meer. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichten wir eine kleine Hochebene, die sich perfekt für unser Frühstück anbot.
Je höher wir kamen, desto felsiger wurde die Landschaft. Die karge Vegetation wich zunehmend einer faszinierenden Steinwüste. Auf halber Strecke überraschte uns ein alter, gut erhaltener Maultierpfad, der sich kunstvoll entlang der Steilhänge und Schluchten schlängelte. Die Ausblicke waren atemberaubend. Wir hatten nicht damit gerechnet, noch mal einen Blick auf Agia Roumeli werfen zu können, doch da lag es vor uns in der Sonne.
Bald zogen dichte Wolkenschwaden auf, welche die Orientierung erschwerten. Auf etwa 1.900 Metern erreichten wir die Zaranou-Quelle, eine kleine Felshöhle. Kurz danach bogen wir rechts vom Weg ab. Der steile Anstieg war nicht markiert und nur sporadische Steinmännchen zeigten uns die Richtung an. Wir bauten zusätzlich ein paar eigene, um uns den Rückweg zu erleichtern.
Entscheidung: Gipfelsturm oder doch lieber umkehren?
Es war schon fast Mittag, als wir den Sattel endlich erreichten. Der Pachnes schien in Sichtweite, war jedoch oft in dichte Wolken gehüllt. Da der Untergrund zunehmend schwieriger wurde und auch das Wetter zunehmend unsicher erschien, entschieden wir uns, den Gipfel nicht anzugehen. Stattdessen steigen wir nur bis zum Zaranokefala auf, wo wir trotz Wolken mit einem fantastischen 360-Grad-Panoramablick belohnt wurden.
Dank der von uns gebauten Steinmännchen fanden wir den Einstieg in den Maultierpfad problemlos wieder. Der Rückweg folgte größtenteils der gleichen Strecke. Doch die letzten Kilometer verlangten uns nochmals alles ab: Die ursprünglich als einfacher Abstieg gedachte Route über die Serpentinenstraße entpuppte sich als langwieriger, langweiliger und mental strapaziöser als erwartet. Wir hätten wohl besser dieselbe Rinne genommen, wie beim Aufstieg - Steilheit hin oder her.

Nach knapp 24 Kilometern und 1.450 Höhenmetern rauf und wieder runter erreichten wir unser Auto mit müden Beinen, aber tief zufrieden. Rückblickend war die Entscheidung, so früh zu starten, goldrichtig: Während unseres Aufstiegs konnten wir die spektakuläre Landschaft noch in ihrer vollen Pracht genießen, bevor das Wetter umschlug. Den Abend ließen wir bei einem gemütlichen Essen im Restaurant Ta Tría Adérfia („Die Drei Brüder“) in Chora Sfakion ausklingen. Der krönende Abschluss einer unvergesslichen Wanderreise!
Rethymno – Stadtbesichtigung zum Schluss
Unser letzter Tag auf Kreta begann mit einem herzlichen Abschied von Giorgos, unserem Gastgeber in Chora Sfakion. Mit dem späten Rückflug am Nachmittag blieb noch genügend Zeit für einen entspannten Ausklang. Da wir in Chania wegen eines ankommenden Kreuzfahrtschiffs mit großem Trubel rechneten, entschieden wir uns alternativ für einen Besuch in Rethymno, welches ebenfalls ein lohnenswertes Ziel sein sollte.
Unsere Fahrt führte uns zunächst Richtung Osten, entlang beeindruckender Küstenabschnitte mit steil abfallenden Berghängen, Buchten und kleinen Schluchten. Wir passierten idyllische Dörfer wie Kapsodasos, Skaloti, Argoules und Sellia, bevor es durch die spektakuläre Kotsifou-Schlucht Richtung Norden ging. Immer wieder stachen uns die Einschusslöcher auf den Straßenschildern ins Auge. Seltsame Hobbys haben sie hier…
Angekommen in Rethymno parkten wir in der Neustadt und schlenderten zu Fuß in die historische Altstadt. Dort erwartete uns eine zauberhafte Mischung aus venezianischer und osmanischer Architektur: enge Gassen, charmante Häuser mit bunten Fassaden, alte Moscheen, Kirchen und die gut erhaltenen Befestigungsanlagen. Besonders beeindruckend war der venezianische Hafen mit seinem ägyptischen Leuchtturm, der als einer der ältesten auf Kreta gilt.
Kulinarisches Highlight zum Abschied
In den verwinkelten Straßen entdeckten wir den Rimondi-Brunnen, einen edlen venezianischen Brunnen aus dem Jahr 1626, der einst die Stadtbewohner mit frischem Wasser versorgte. Überall gab es kleine Geschäfte, Cafés und Tavernen, die zum Verweilen einluden. Zum Mittagessen ließen wir uns in einer der zahllosen idyllischen Gässchen in der Taverna Larentzo nieder, umgeben von blühenden Pflanzen und mediterranem Flair. Die frisch zubereitete Fischplatte für zwei Personen war ein echtes Highlight – ein köstlicher Abschluss unseres Aufenthalts.
Nach einem kurzen Abstecher zum nahegelegenen Strand, der uns jedoch mit seinen dichten Reihen an Liegen wenig ansprach, machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Die Fahrt entlang der Küste bot uns noch einmal wunderbare Ausblicke, bevor wir - völlig unkompliziert - den Mietwagen zurückgaben, eincheckten und uns nach einem wunderbaren letzten Tag schließlich mit einem wehmütigen Blick aus dem Flugzeug verabschiedeten.
Unsere Meinung zur Reise

Unsere Wanderreise durch den südwestlichen Teil Kretas war eine perfekte Kombination aus Aktivurlaub und Erholung. Die Organisation durch ASI-Reisen ließ keine Wünsche offen: Gemütliche, teils familiengeführte Unterkünfte boten uns nach jeder Etappe ein behagliches Zuhause, und der Gepäcktransport funktionierte einwandfrei. Dank des leichten Tagesrucksacks konnten wir die Wanderungen unbeschwert genießen und uns ganz auf die beeindruckenden Landschaften konzentrieren – Genusswandern in seiner besten Form!
Diese Art einer Wanderreise hat uns so gut gefallen, dass wir 2025 weitere ähnlich geartete Touren gebucht haben.
Auf Kreta ist uns besonders die Herzlichkeit der Menschen in Erinnerung geblieben. Egal ob Gastgeber, Tavernenbesitzer oder Einheimische, die wir unterwegs trafen – überall wurden wir freundlich, offen und hilfsbereit empfangen. Diese Gastfreundschaft trug maßgeblich dazu bei, dass wir uns auf der Insel so wohl gefühlt haben.
Die Route selbst bot eine wunderbare Mischung aus Küstenwanderungen mit spektakulären Ausblicken auf das Libysche Meer und Abstechern in die einsame Hochgebirgswelt der Lefka Ori. Die Vielfalt der Landschaften – von pittoresken Stränden über schroffe Schluchten bis hin zu kargen Berglandschaften – machte jeden Tag zu einem neuen Abenteuer. Insgesamt war diese Reise ein unvergessliches Erlebnis, das wir jedem, der Natur, Bewegung und authentische Begegnungen schätzt, wärmstens empfehlen können.
Reisedetails
Reisetermin
14. Mai bis 24. Mai 2023
Nebenkosten
pro Person
Zusätzliche Verpflegung/Souvenirs, etc.:
500€ (Sparsam) - 800€ (Genießer)
Fortbewegung
Taxi & Mietwagen als Zubringer, sonst ausschließlich zu Fuß
Zahlungsmittel
Euro (Bargeld unbedingt empfohlen)
Mobilfunk
EU-Roaming; Mobilfunk-Empfang ortsabhängig
Einreise
-
Besonderheiten
Kartenmaterial wird gestellt; eigenes Tempo und individuelle Umwege problemlos möglich
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