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Das ist Österreich? Teil 1: Maltatal

Auch 2021 blieb uns das bereits letztes Jahr anvisierte Norwegen pandemiebedingt verwehrt. Österreichs Bergwelt ließ uns dank Schneeschmelze und Restschnee trotzdem mehr als einmal wie im hohen Norden fühlen. Knackig kalte Eisseen, imposante Wasserfälle und traumhafte Panoramen raubten uns den Atem. Der ein oder andere Klettersteig sorgte für erhöhten Adrenalinpegel. Lest mehr im ersten Artikel unserer vierteiligen Reihe, in dem wir unter anderem aus dem herrlichen Maltatal berichten.

Um die Länge der einzelnen Beiträge auf der Seite in Grenzen zu halten, haben wir uns für diese Reisegeschichte für ein etwas anderes Format entschieden. Die insgesamt 18 Tage in Kärnten und Osttirol Ende Juni/Anfang Juli 2021 mit rund 260 Kilometern Strecke und knapp 15.000 Höhenmetern teilen wir auf in vier Artikel. In Teil 1 wollen wir euch von unseren Erlebnissen auf der Hinreise und vom wunderschönen Maltatal berichten. Insbesondere der Besuch der Eishöhle in Werfen und eine ausgiebige Wanderung an der imposanten Kölnbreinsperre haben uns nachhaltig beeindruckt.

Es geht endlich wieder los

Wie 2020 bereits mehrfach erprobt, holten wir „unseren“ Kompanja bei Cologne Camper - diesmal ein fast brandneues Fahrzeug mit prinzipiell der gleichen Ausstattung, aber sinnvollen Detailverbesserungen gegenüber der Vorversion.

 

Die Anreise planten wir analog zur letztjährigen Slowenien-Tour. Allerdings mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass der Stellplatz des Restaurants Schlosswirt Staufeneck nur noch Wohnmobilen mit eigener Toilette vorbehalten war. Kurzerhand beschlossen wir, einen nahegelegenen Wanderparkplatz zur Wiederherstellung unserer Fahrtüchtigkeit nach leckerem Kalbsschnitzel und der ein oder anderen Hoiwen zu nutzen. Sicher nur eine Frage der Zeit, bis dieser für solche Aktionen gesperrt wird. Dennoch danke für den Tipp an die Wirtin.

Heis(s)kalte Höh(l)entour


Nach einer mehr als ruhigen Nacht machten wir uns frühzeitig auf den Weg zur Eisriesenwelt Werfen. Am deutsch-österreichischen Grenzübergang war angenehm wenig Betrieb und wir durften ohne Kontrolle passieren. Nach etwa 45-minütiger Fahrt tuckerten wir im Campervan mit Blick auf die Festung Hohenwerfen hinauf zum Parkplatz unterhalb der Talstation. Statt per Gondel wollten wir die gut 600 Höhenmeter zum Höhleneingang lieber zu Fuß bewältigen, sollte es sich bei dem Wanderweg doch um einen Steig mit alpinem Charakter handeln. Eine optimale Übungstour zum Einstieg sozusagen. An der Kasse wurden wir prompt noch einmal freundlich aber bestimmt auf ausgesetzte Stellen, notwendige Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sowie ordentliches Schuhwerk hingewiesen. Genau unser Ding!

Wir folgten einer Viertelstunde dem Seilbahnzubringer unter anderem durch einen kühlen, stimmungsvoll beleuchteten Tunnel, bevor wir unmittelbar vor der Talstation auf einen steil ansteigenden Trampelpfad abbogen, der sich in Serpentinen den Berg hinauf schlängelte. Letzteres Verb sollte noch eine Doppelbedeutung bekommen, doch dazu kommen wir gleich. Der Steig quert teilweise geröllige Abhänge, wies hier und da leicht ausgesetzte Stellen auf, die aber entweder gut gesichert waren oder komfortabel breit ausfielen. Der Weg ist wohl nichts für unsportliche Stoffschuh-Ausflügler, für halbwegs trittsichere Wanderer aber problemlos machbar.

Für Adrenalin sorgten schon eher die Begegnungen mit zwei Wegelagerern in Form einer ungiftigen Schlingnatter und einer nicht ganz so harmlosen, rabenschwarzen Kreuzotter (auch treffend „Höllenotter“ genannt) - zumindest falls unsere

laienhafte Bestimmung anhand der geschossenen Fotos korrekt ist. Für sachdienliche Hinweise einer schlangenkundigen Person sind wir selbstverständlich dankbar. Ins Schwitzen kamen wir auf dem rund 90-minütigen Aufstieg auch wegen der schon in den frühen Morgenstunden drückenden Außentemperatur - und das obwohl wir uns glücklicherweise auf der Westseite, also noch im Schatten befanden. Die Ausblicke ins Tal waren aber Belohnung genug, auch wenn die Geräuschkulisse der dort verlaufenden Autobahn nicht gerade zur idyllischen Kulisse passen wollte.


Zugiger Zutritt zur Unterwelt

Unterhalb der Bergstation angekommen machten wir kurz Brotzeit und schlüpften in trockene T-Shirts, bevor wir die zwecks Steinschlaggefahr teils überdachte letzte Etappe zur nun gut erkennbaren dunklen Öffnung im Berg zurücklegten. Schon im Eingangsbereich wurde es deutlich kühler - ein Vorgeschmack auf die auch im Sommer um den Gefrierpunkt liegenden Temperaturen innerhalb der 1879 entdeckten Höhle. Wir zogen unsere warmen Jacken über und lauschten ungeduldig unserem sympathischen Guide Johannes, der uns den Ablauf erklärte. Glückskinderbonus: Dank relativ kleiner Gruppe waren ausnahmsweise Foto- und Videoaufnahmen im Inneren gestattet.

Man drückte uns Karbidlampen in die Hand und wir kämpften uns gegen den Sturm durch eine schwere Metalltür hindurch in die Dunkelheit. Am Durchgang herrschten durch den Temperatur- und damit Luftdruck-Unterschied heftige Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde - ein verrücktes Erlebnis! Schon nach kurzer Zeit ging es eine steile Treppe nach oben, entlang eines glitzernden, gefrorenen Wasserfalls. Ein riesiger Eis-Stalagmit erhob sich in die nur spärlich von unseren Lampen und dem Magnesiumlicht von Johannes erleuchteten Halle. Insgesamt galt es über 130 Höhenmeter und etwa 1400 Stufen auf dem Rundweg zu überwinden.

Weiter oben boten sich bizarre, vom Wind und eingedrungenem Schmelzwasser geformte Skulpturen, wie zum Beispiel das imposante „Mammut“. Wir passierten teils viele Meter hohe Eiswände, Vorhänge aus Eiszapfen und durchschritten eine Röhre aus gefrorenem Wasser und Fels, während uns Johannes immer wieder Infos zur Entdeckung und Geschichte der Höhle näherbrachte. Eine gute Stunde dauerte die Reise in diese faszinierende Parallelwelt, bevor uns die Höhle - mit ordentlich Rückenwind - wieder ausspuckte. Wir haben jede einzelne Minute davon genossen.

Aus der Höhle in den Himmel

Nach kurzem Aufwärmen auf einer Bank in luftiger Höhe begaben wir uns zurück Richtung Bergstation und kehrten zur Mittagspause im unweit davon liegenden Dr. Oedl-Haus ein. Auf der dortigen Panoramaterrasse genossen wir unter strenger Beobachtung einiger frecher Bergdohlen ein kühles Getränk und leckere Käsespätzle, bevor wir uns an den Abstieg machten. Auch der Rückweg hielt tierische Begegnungen für uns bereit: Zum einen trafen wir ungelogen erneut auf die Höllenotter, zum anderen konnten wir kurz vor Erreichen des Parkplatzes von einer Brücke aus ein paar Gämsen erspähen.

Zurück am Bus machten wir uns auf den Weg ins Maltatal, genauer zum direkt an der eindrucksvollen Staumauer des Kölnbreinstausees gelegenen Berghotel Malta, unserer Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Über die (für Hotelgäste nicht) mautpflichtige Malta Hochalmstraße erreichten wir bequem das auf fast 2000 Metern Höhe errichtete und vom ehemaligen Bauleitungsgebäude in eine Unterkunft umgewandelte Hotel. Nach dem Einchecken in unser schniekes Zimmer mit traumhaftem Blick auf den Speichersee und das Bergpanorama dahinter spazierten wir zur 200 Meter hohen Staumauer. Unser Ziel: Der Skywalk in schwindelerregender Höhe. Ein komisches Gefühl, aber im Vergleich zu dem Glasboden auf der Pilar 7 in Lissabon war der hiesige Gitterrost äußerst gut mit Bernds Höhenkoller verträglich.

Mehr Sorgen machte uns die Tatsache, dass in höheren Lagen noch jede Menge Schnee zu sehen war. Langsam dämmerte uns, dass wir wohl einige Touren umplanen werden mussten. Insbesondere war unklar, ob die für den Folgetag geplante Elendrunde möglich sein würde, wegen der wir überhaupt hierher gekommen waren. Während die Dame an der Rezeption meinte, die Wege seien noch nicht freigegeben, könnten aber auf eigene Gefahr begangen werden, hatte der Kellner im Restaurant dagegen nicht gehört, dass noch etwas gesperrt sei. Beim gemütlichen Abendessen in der untergehenden Sonne auf der wie ein Schiffsrumpf geformten Panoramaterrasse fassten wir den Entschluss, einfach mal loszulaufen und zu sehen, wie weit wir kommen würden.

Die Elend(lange)-Runde


Früh am nächsten Morgen, als die Sonne langsam begann, den grauen Rand des trotz Schneeschmelze überraschend leeren Stausees zu beleuchten, erfreuten wir uns an einer Gruppe Murmeltiere, die wir vom Frühstücksraum aus beobachten konnten. Wir hätten nie damit gerechnet, gleich am zweiten Tag und noch dazu so nah am Hotel auf die lustig anzusehenden Gesellen zu treffen. Das versprach fast ein tierreicherer Urlaub zu werden, als selbst in Costa Rica (ja, die Geschichte haben wir bis heute nicht geschafft aufzuschreiben…)

Frisch gestärkt und voller Vorfreude machten wir uns auf die erste richtige Wanderung. Ob es klug gewesen ist, die mit Abstand längste Tour auf den Anfang zu legen? Würden wir durchhalten und überhaupt soweit kommen?

Auf der „Uferpromenade“, also dem breiten Fahrweg entlang des Stausees, hatten wir am Abend noch Leute zurückkommen sehen. Wir passierten das Kölnbreinstüberl und ignorierten daher das Sperrschild. Auf dieser Verbindung zur (noch geschlossenen) Osnabrücker Hütte machten wir uns nun wirklich keine Sorgen. Wir umgingen eine erste natürliche Sperre in Form knietiefen Wassers, gespeist von einem eiskalten Schmelzwasserfall, über ein daneben liegendes Schneefeld - bei weitem nicht das letzte Mal, weder für diesen, noch die folgenden Tage. Andere Straßenüberspülungen überquerten wir mit einem beherzten Sprung oder über lose Steine im Wasser tippelnd.

Nicht mal eine erneute Schlangenbegegnung - eine niedliche Baby-Natter, nicht größer als eine Hand - konnte uns aufhalten. Entspannt und bei herrlichstem Wetter erreichten wir nach einer guten Stunde die Abzweigung nach rechts ins Kleinelendtal, durch das sich der gleichnamige Bach - aktuell eher ein reißender Fluss - in den Speichersee schlängelte. Auch hier war der Weg größtenteils schneefrei und auch die Hänge erschienen uns ungefährlich. Wir wurden kurz stutzig, als uns ein älterer Herr mit Skiern auf dem Rücken und in Begleitung seines Hunds begegnete. Als er lediglich freundlich grüßte, anstatt uns zu (ver-)warnen, folgten wir unbeirrt dem nun leicht ansteigenden Weg entlang des regelmäßig unter der Schneedecke verschwindenden Flusses.

Schneeblockade auf der Brücke

Immer wieder hörten wir den durchdringenden Warnschrei der Murmeltiere, der sich eher wie ein Pfiff anhörte. Ab und an konnten wir auch den ein oder anderen pummeligen Nager auf unserem Weg durch diese unfassbar großartige Landschaft erspähen - mal in der Ferne, mal direkt vor unseren Nasen. Auf einmal tat sich eine weitläufige, moosige Almlandschaft mit kleinen Tümpeln voller Frösche vor uns auf. Das Gras war teils noch braun, weil vermutlich bis vor wenigen Tagen noch schneebedeckt. Wir konnten der Natur förmlich beim Erwachen nach dem Winter zusehen. Unglaublich schön!

Wiederholt überquerten wir kleine Schneefelder, ständig auf der Hut, dem Fluss nicht zu nahe zu kommen, um nicht Gefahr zu laufen, einzubrechen. Plötzlich standen wir vor einem Problem: Die Brücke über den Kleinelendbach endete auf der gegenüberliegenden Seite vor einer brusthohen Schneewand. Witziges Detail am Rande: Hier werden offenbar nicht die Bürgersteige hoch, sondern die Brückengeländer im Winter runtergeklappt. Unsere Neugier und der Wille, mehr von diesem traumhaften Tal zu erkunden, war zu groß. Was sollte schon passieren? Der Schnee war fest und trug, einige Spuren waren erkennbar und im Zweifel konnten wir auf dem Hosenboden wieder runter rutschen. Nach diesem kurzen Kick machten wir erst mal eine kleine Rast und genossen den atemberaubenden Blick zurück.

Etwa einen Kilometer später folgte schon die nächste Herausforderung: ein schier endloses Schneefeld entlang eines relativ steilen Hangs. Wegmarkierungen Fehlanzeige, lediglich leichte Spuren in der Ferne waren zu erkennen - vermutlich von den Skiern des Mannes, der uns am Vormittag begegnet war. Bernd mit der fichtelgebirgischen Schneeerfahrung aus seiner Kindheit und Jugend ging voraus und stampfte die Spur, Marion tapfer hinterher. Immer wieder hielten wir inne, um uns zu orientieren und mittels GPS die Position auf der Karte der Komoot-App zu überprüfen. Wir schätzten ab, wo wir Wasserrinnen überqueren mussten und prüften an diesen Stellen ganz besonders genau, ob der Schnee auch trug.

Ist das noch Österreich?

Langsam konnten wir das Ende des Talkessels erahnen, der Weg war wieder deutlicher erkennbar, da häufiger schneefrei, und er wurde merklich steiler. Unzählige kleine Wasserfälle brachten das Gestein am gegenüberliegenden Hang in der Sonne zum Glänzen. Teils tauchten die Rinnsale nur kurz auf und verschwanden wenige Meter tiefer schon wieder unter dem Schnee. Das Gefühl diese atemberaubende Landschaft im Übergangszustand zwischen Winter und Frühling bei noch dazu sommerlichen Temperaturen ganz alleine genießen zu dürfen war einfach nur unbeschreiblich schön und trieb uns immer weiter an.

Hin und wieder umkletterten wir kleinere Schneepassagen und folgten dem immer steiniger werdenden Pfad nach oben bis auf ein weiträumig schneebedecktes Blockschuttfeld. Da uns von der Tourenplanung her klar war, dass hier nicht mit Gletscherspalten zu rechnen war, steuerten wir unbeirrt auf die vor uns liegende Scharte zu. Wir versuchten trotzdem soweit möglich auf dem markierten Weg zu bleiben, um sicherzugehen, nicht bei einem eventuellen Einbrechen die Beine am Fels aufzuschlagen.

Gegen halb drei am Nachmittag erreichten wir den höchsten Punkt der Tour, die Zwischenelendscharte auf 2675 Metern Höhe. Mittlerweile war klar: Umkehren war keine Option mehr, wir wollten nun auch die andere Seite sehen. Was würde uns wohl beim Abstieg erwarten? Die Antwort war wenig überraschend und ihr könnt sie euch sicher denken: Mehr von dem kalten, weißen Zeug am Boden… Aber auch faszinierende Ausblicke auf den nahezu komplett mit Eis und Schnee bedeckten Oberen Schwarzhornsee. Waren wir wirklich noch in Österreich oder längst auf Island oder in Norwegen gelandet?

Adrenalin gegen gefrorene Finger

Der eigentliche Wegverlauf war erneut schneebedeckt und führte einen recht steilen Hang entlang. Wir entschieden uns, lieber an einer freien Stelle zum Ufer des Sees abzusteigen, um dort im flachen Gelände von Felsinsel zu Felsinsel nur recht kurze weiße Abschnitte überqueren zu müssen, auch wenn das einen kleinen Umweg bedeutete. Wir lagen immer noch gut in der Zeit. Schon etwas mehr als eine halbe Stunde später hatten wir den See umrundet und gönnten uns eine kleine Zwischenmahlzeit mit Blick auf den ähnlich eindrucksvollen Unteren Schwarzhornsee und das Bergpanorama dahinter.

Der anschließende Abstieg hielt eine unangenehm steile Schneequerung bereit, an der wir uns ausnahmsweise mal ein paar Trekkingstöcke gewünscht hätten. Umkehren war zeitlich nicht mehr drin, also mussten eben die bloßen Hände als Krallen dienen, um in dem heiklen Abschnitt nicht abzurutschen. Das Adrenalin ließ uns die frierenden Finger vergessen, aber schön war die Stelle definitiv nicht. Es blieb zum Glück bei diesem einzigen kurzen Abschnitt und wir erreichten unversehrt den ebenfalls schneebedeckten Abfluss des Sees. Zum Glück trug die Schneedecke auch hier problemlos, so dass wir endlich im von nun an fast schneefreiem Gelände wieder flotter vorankamen.

Auch auf dieser Seite war die Aussicht fantastisch und wir konnten deutlich die winzig klein anmutende Osnabrücker Hütte im wunderschönen Tal unter uns sehen. Immer wieder floss Schmelzwasser den Pfad entlang oder wir mussten kleine Bäche davon überqueren. Egal, nasse Füße hatten wir dank des ganzen Schnees ohnehin schon. Nach einem weiteren Abstieg mit Blick auf einen schneebedeckten Talkessel standen wir oberhalb des imposanten Fallbach-Wasserfalls. Unter ohrenbetäubendem Tosen setzen wir unseren Abstieg fort und hielten dabei immer wieder inne, um diese traumhafte Kulisse zu genießen.

Eisiger Schraubstock

Wir folgten dem Pfad quer über eine teils mit dicken Felsbrocken gespickte Alm bis zur reißenden Furt der Osnabrücker Hütte. Kein Wunder, dass diese noch nicht geöffnet hatte… Selbstredend mussten wir einen kurzen Stopp für einen Temperaturcheck einlegen. Schon nach wenigen Sekunden schloss sich ein eisiger Schraubstock um die Knöchel - selbst die Soča in Slowenien erschien uns dagegen warm. Trotzdem gibt es nach so einer Tour nichts Entspannenderes für geplagte Füße, als ein eiskaltes Bad.

Von nun an ging es gemütlich auf dem breiten, ebenen Fahrweg auf die letzte Etappe. Trotz tierischer Begegnungen mit einer Blockade aus Ziegen und einer weiteren Wegelagerer-Natter zog sich der Rückweg elendig (beabsichtigtes Wortspiel)

in die Länge, auch wenn die Abendsonne den Kölnbreinspeicher in ein wundervolles Licht tauchte. Hinderlich waren vor allem die über den warmen Tag auf teils doppelte Breite angeschwollenen Schmelzwasser-Überspülungen. Dabei hatten wir gerade wieder trockene Schuhe…

 

Kurz nach halb acht erreichten wir ordentlich erschöpft, aber überaus glücklich das Hotel, huschten schnell unter die Dusche, um noch rechtzeitig vor Küchenschluss ein leckeres Abendessen zu genießen. Was für ein Auftakt, was für eine beeindruckend schöne, aber auch anstrengende Tour. Wir waren froh, am Folgetag lediglich den Übungsklettersteig „Damm High“ und damit eine (relative) Ruhepause eingeplant zu haben.

Das nennt ihr Erholung?


Nach einem entspannten Frühstück checkten wir gegen neun Uhr aus und fuhren quasi um die Ecke zum Parkplatz des Klettersteigs Damm High. Es herrschte wolkenloser Himmel, war aber noch nicht allzu warm - ideale Bedingungen also. Wir begaben uns mit unseren Klettersteigsets einen Trampelpfad hinab (es gibt alternativ auch eine Schotterpiste) zum Einstieg auf etwa halber Höhe der Staumauer - eine spannende Kulisse.

Die Übungswand bietet im unteren Bereich insgesamt vier Startvarianten unterschiedlicher Schwierigkeiten (A/B, B und C), die alle ungefähr im Mittelteil zu einer mit B klassifizierten Route zusammenlaufen, die unterhalb des Berghotel-Parkplatzes endet. Wir wählten zunächst die einfachste Route, kamen auf dem knapp 15-minütigen Aufstieg aber dennoch ziemlich ins Schwitzen. Vor allem mental waren wir noch nicht wirklich bereit für die eigentlich nicht allzu hohe Wand, was ihr im zusammengeschnittenen Video hin und wieder hören könnt. Oben angekommen waren wir daher umso verdutzter, als zwei Kletterer ohne Sicherung den Abstieg wagten. Im Anschluss nahmen wir uns noch die beiden schwierigeren Einstiegsvarianten vor, kletterten aber jeweils an der Kreuzung wieder die einfache Route hinab, anstatt den oberen Teil zum Ausstieg zu wiederholen. Das lief schon deutlich besser, waren wir doch nicht in übermäßig luftigen Höhen unterwegs.

Den sehr kurzen D-Übungssteig am gegenüberliegenden Felsen haben wir uns dagegen geschenkt. Unser Fazit: Ein herrlich gelegener Übungsklettersteig für Einsteiger oder um wieder „Reinzukommen“. Wir nahmen uns allerdings vor, unsere kommenden Routen noch mal genau bezüglich der Schwierigkeitsgrade zu überprüfen. Bernd wechselte anschließend noch kurz die Disziplin und versuchte sich an einigen Felsen im Bouldern.

Wasserfälle lieber ohne Eintrittsgeld

Da es in der Mittagssonne aber langsam unerträglich heiß wurde, nahmen wir recht bald die Hochalmstraße Richtung Tal, hielten zuerst für ein leckeres Mittagessen an der Gmünder Hütte und legten anschließend einen Zwischenstopp an den Malteiner Wasserspielen ein. Dort spazierten wir zunächst zum imposanten, über mehrere Stufen stürzenden Melnikfall und anschließend in die entgegengesetzte Richtung bis unterhalb des Hochstegs, wo die Malta eine tiefe Schlucht ins Gestein gefräst hatte. Abgefahren: Direkt oberhalb des Flusses hingen diverse Exen im Fels. Offensichtlich gab es hier offizielle Kletterrouten. Sicher ein einmaliges Erlebnis.

Wir beschränkten uns auf einen kurzen Check der Wassertemperatur - eindeutig wärmer als an der Furt gestern, aber immer noch knackfrisch - und setzten unsere Fahrt fort bis zum Fallbach Wasserfall, mit 220 Metern der höchste Kärntens. Moment, Fallbach Wasserfall? Ja, gleicher Name, doch es handelte sich nicht um denselben Fluss wie im Elendtal.

Den Eintritt für den eher auf Kinder zugeschnittenen Abenteuerpark haben wir uns dann jedoch gespart. Zwar gab es auch hier einen Klettersteig, den hatten wir aber bereits vorab als zu schwierig für uns aussortiert. Stattdessen entschieden wir uns spontan zu einem Spaziergang Richtung Gößfälle auf der gegenüberliegenden Seite des Tals.

 

Schon der Einstieg in die Granitschlucht, durch die der Gößbach sich seinen Weg bahnte, war mit einem traumhaften Wasserfall, der sich in ein grünlich schimmerndes Becken ergoß, ein Augenschmaus. Auch der Rest des rund 140 Höhenmeter umfassenden, sehr naturbelassenen Aufstiegs parallel der Schlucht und durch einen angenehm schattigen Wald war ein Genuss. Immer wieder konnten wir auf das rauschende Wasser hinabblicken, im oberen Bereich gab es die ein oder andere Brücke, von der aus das Spektakel noch besser zu betrachten war. Für den Abstieg entschieden wir uns für die eher langweilige, asphaltierte Waldstraße, wurden aber immerhin noch mit ein, zwei schönen Blicken auf den Fallbach Wasserfall versöhnt.

Auf Wiedersehen, schönes Maltatal

Zurück am Bus starteten wir auf die finale Etappe des Tages bis zum Nationalpark Camping Großglockner im bis auf einige große Hotels sehr beschaulichen Örtchen Heiligenblut. Es herrschte freie Platzwahl und wir fanden ein gemütliches Fleckchen mit herrlicher Aussicht auf die Berge. Dort genossen wir nach dem Einchecken zunächst ein wohlverdientes Bierchen. Anschließend flott geduscht und im dazugehörigen Restaurant Almcasino lecker zu Abend gegessen, bevor wir unsere Sachen für den folgenden Tag vorbereiteten und uns danach im gemütlichen Dachzelt verkrochen.

Der Campingplatz war der ideale Ausgangspunkt für eine ganze Reihe traumhafter Wanderungen in den folgenden Tagen. Der Kurzbesuch im Maltatal war aus unserer Sicht jedenfalls schon mal ein voller Erfolg und wir waren tierisch gespannt, was uns in den nächsten zwei Wochen noch an Abenteuern erwarten würde. Mehr dazu lest ihr im zweiten Teil unserer Reihe „Das ist Österreich?“

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Kommentare: 5
  • #1

    Andreas (Dienstag, 10 August 2021 20:35)

    Sauber Bernd, da habt ihr euch einige schöne Stellen angesehen!
    Vielleicht für solche Schneefeld-Touren mal lieber in nen C-Schuh investieren, nur mal so als Anregung?

  • #2

    Bernd (Dienstag, 10 August 2021 20:38)

    Hey Andreas, danke für dein Feedback. Da kommen noch weitere Stellen. Schuhe stehen auf dem Plan, aber was zum Henker ist denn ein C-Schuh?

  • #3

    Andreas (Dienstag, 10 August 2021 20:52)

    Bergschuhe werden in 4 Kategorien von A bis D eingestuft. A ist der weichste instabilste Schuh (den hat zumindest deine Frau, würde ich schätzen), B ist ein normaler knöchelhoher Wanderschuh, C habe ich selbst, das ist ein bedingt steigeisenfester Schuh, der ziemlich kantenstabil ist, mit dem du aber auch lange ebene Touren gehen kannst, und D wäre ein voll steigeisenfester Schuh, eher für Hochtouren und Eiskletterei.
    Meine Empfehlung für nen C-Schuh: Salewa Raven GTX, habe ich schon seit vielen Jahren in Benutzung und selbst empfohlen bekommen. Der hat auch ne Gummiplatte an der Spitze für Klettersteigstellen auf Reibung.

  • #4

    Bernd (Dienstag, 10 August 2021 20:56)

    Dann sind meine auch eher A-Schuhe, zumindest sind die relativ weich. Danke für den Tipp und die Aufklärung! Lustigerweise wollten wir genau morgen mal losziehen und uns Schuhe für zukünftige Touren anschauen.

  • #5

    Yannick (Dienstag, 10 August 2021 23:36)

    Hey Bernd,
    der erste Teil euer Österreich-Reise macht mich jetzt schon neidisch, endlich mal selbst wieder in den Urlaub zu fahren ^^
    Besonders die Bilder vom Bouldern und das Video vom Klettersteig. Das will ich jetzt auch unbedingt mal ausprobieren (auch wenn mir die Höhe bestimmt zu schaffen macht).